Vielfalt von WordPress: es wird immer unübersichtlicher
Heute geht es um ein Thema, welches mich schon länger beschäftigt: Ich stelle fest, dass die unterschiedlichen Arten, mit WordPress zu arbeiten, immer unübersichtlicher werden. Vor jedem Projekt gibt es einen größeren Beratungsbedarf.
Um das gleich am Anfang zu klären: Es geht vor allem um die verschiedenen Systeme innerhalb von WordPress, genauer um die Wahl von Theme und Layout Builder. Um die Frage, wie man mit WordPress arbeiten möchte. Und vielleicht auch darum, wie weit man sich – innerhalb von WordPress – von WordPress entfernen möchte, und welche Wirkung die Unübersichtlichkeit nach außen hat.
Nachfolgend geht es beispielhaft nicht um individuelle WordPress-Lösungen für größere Unternehmen, sondern um etwas kleinere Projekte und (neue) WordPress-Nutzer, die aufgrund der Vielfalt überfordert sind.
WordPress vor 10 Jahren
Wer vor 10 Jahren als neuer Nutzer eine Website mit WordPress umsetzen wollte, musste sich nur für ein Theme (Design) entscheiden. Es gab zwar eine riesige Auswahl an Themes für die unterschiedlichsten Branchen und Verwendungszwecke, aber die Frage nach der Architektur hat sich kaum gestellt. Es gab Theme-Options, Templates und den Standard-Editor.
Etwas später kamen Multi Purpose Themes, also Mehrzweck-Themes, die keinem bestimmten Design oder keiner Branche mehr zugeordnet waren. Sie dienen als technische Basis für unterschiedlichste Designs und Branchen. Zu diesen Themes gehören meist zahlreiche Designvorlagen (Demos, Starter Sites oder Starter Templates). Also quasi Theme-in-Theme, wenn man vom Ursprung des Begriffs ausgeht.
WordPress vor 5 Jahren
Multi Purpose Themes wurden von der breiten Masse genutzt. Man musste sich entscheiden, welches Theme man mit welchem Layout Builder verwendet, aber die Auswahl war noch recht überschaubar. Es waren nur wenige mächtige Layout Builder (über die man per Drag & Drop Seiteninhalte zusammenbauen kann) etabliert.
Diese Themes haben sich aber etwas von WordPress entfernt: Es gab inzwischen zwar den WordPress-Customizer für allgemeine Einstellungen und Design, es wurden in der Regel aber weiterhin eigene Theme-Options genutzt. Und die Layout Builder haben sich immer weniger an gewohnte Standards gehalten.
Dann kam der WordPress-Editor Gutenberg, der neue Standard, den man mit Erweiterungen zu einem kleinen Layout Builder zählen kann. Und es kam der beeindruckende Aufstieg des extrem mächtigen Layout Builders Elementor, der einerseits für WordPress gemacht, andererseits weit weg von WordPress ist.
WordPress heute
Wenn man heute ein neues Projekt startet, muss man sich sehr genau überlegen, wie man das angehen, wie man mit WordPress arbeiten möchte. Nachfolgend einige konkrete Beispiele:
GeneratePress mit Gutenberg
GeneratePress ist ein sehr leichtgewichtiges Theme, welches sich ordentlich an WordPress-Standards hält: Es nutzt den WordPress-Customizer und den WordPress-Editor Gutenberg. Die Möglichkeiten sind verglichen mit anderen WordPress-Lösungen relativ begrenzt, dafür sind Bedienung, Code, Performance und Zukunftssicherheit sehr gut.
Enfold
Enfold gehört zur Kategorie „WordPress vor 5 Jahren“, ohne das abwertend zu meinen. Ein Multi Purpose Theme mit eigenen Theme-Options und einem (eigenen) Layout Builder, der sehr viel kann, aber nicht so viel wie aktuellere Lösungen.
Astra mit Elementor
Astra ist GeneratePress nicht unähnlich, hat aber einen Fokus auf Elementor. Und da wird es für Laien kompliziert, weil:
Elementor ist ein sehr mächtiger Layout Builder (bzw. Page Builder), der seine eigenen Wege geht. Man kann je nach Lizenz im Prinzip alle Einstellungen in Elementor festlegen und Seiten von oben bis unten gestalten. An WordPress erinnert wenig, weder das Design der Oberfläche, noch der Workflow.
Elementor will eigentlich ein Theme sein, aber es ist ein Plugin mit Theme-Funktionen. Das kann zu verwirrenden Überschneidungen führen, wie zum Beispiel der Frage, ob globale Design-Einstellungen im Theme oder in Elementor vorgenommen werden sollen.
Hello Elementor mit Elementor
Die oben genannten Probleme sollen durch das Theme Hello Elementor beseitigt werden. Damit wird meiner Meinung nach, so sehr ich Elementor auch mag, allerdings auch ein weiteres Stück WordPress beseitigt.
es ist noch komplizierter
- Gutenberg hat aus seiner Anfangszeit nicht den besten Ruf.
- Gutenberg wird immer mächtiger, inzwischen gibt es Full Site Editing, Block-Themes und Blockvorlagen.
- Sowohl GeneratePress, als auch Astra können mit Gutenberg oder Elementor genutzt werden.
- Je nach Lizenz gibt es mehr oder weniger Features und somit auch Überschneidungen.
- Auch Elementor wird immer mächtiger, das Ökosystem größer.
Fazit
Die Entwicklung der Vielfalt innerhalb von WordPress ist im Prinzip unausweichlich und zu begrüßen. Für jedes Projekt und jeden Nutzer gibt es die passende Lösung. Aber:
- Wie soll man einem neuen Nutzer WordPress erklären?
- Entscheidet man sich für die richtige WordPress-Lösung?
- Ist WordPress noch einfach zu bedienen?
- Gibt es DAS WordPress überhaupt noch?
- Wo geht die Reise hin?
Auch wenn diese Entwicklungen logisch sind, WordPress ist eine Community, Drittanbieter sind Unternehmen: Man muss sagen, dass Gutenberg viel zu spät kam. Und gleichzeitig viel zu früh, der Block-Editor war lange nicht ausgereift, was die oben genannten Entwicklungen sicherlich beschleunigt hat.
David Damjanovic betreibt seit 2004 eigene Websites, arbeitet seit 2006 mit WordPress und hat 2011 die WordPress Agentur wp-agentur gegründet, eine der ersten in D-A-CH.
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